Hier soll ein wenig über die Geschichte des Gloria-Theaters erzählt werden.
Beiträge und Fotos dazu sind herzlich willkommen.
Zuerst wurde hart darum gestritten, dann wurde es gefeiert und nahm einen festen Platz in den Herzen vieler Säckinger ein. Kleine Skandälchen rankten sich um den "Kulturtempel" in der Friedrichsstraße 21 und mehr als ein Mal drohte ihm der Abriss. Das Gloria-Theater kann auf eine sehr bewegte fast 50-jährige Geschichte zurückblicken, auf die man heute durchaus stolz in Bad Säckingen ist. Ende der fünfziger Jahre fehlte in Säckingen eine Räumlichkeit, in der Filmvorführungen und kultureller Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Die "Schützen-Lichtspiele" waren 1959 das einzige Kino in Säckingen und leider mit einer veralteten Technik ausgestattet. Auf der Suche nach einem passenden Veranstaltungsgebäude besichtigte der Gemeinderat im September 1958 in Geislingen das "Gloria". Dieses war für die damalige Zeit eine in die Zukunft weisende Kombination aus Kino und Theater. Nach der Besichtigung, bei der auch ein Schauspiel sowie ein Kinofilm genossen werden konnten, waren die Mitglieder des Gemeinderates und Bürgermeister Fehrenbach voll auf begeistert. Anlässlich eines Bürgerausschusses am 03.Februar 1959 wurde einem Kinoneubau mit Bühne wie das besichtigte "Gloria" in Geislingen mit 25:5 Stimmen zugestimmt. Bauherr für das neue Gebäude war der damalige Betreiber des "Gloria" in Geislingen, die Familie Timmermann. Die Stadt Säckingen bezuschusste das Projekt mit DM 200.000,--.
Nur eineinhalb Monate nach dieser recht eindeutigen Entscheidung regte sich plötzlich Widerstand. Anlässlich einer FDP-Versammlung am 20. März 1959 wurden heftige Vorwürfe, wie zum Beispiel "Verschwendung von Steuergeldern", gegen den Bürgermeister, die Verwaltung und den Gemeinderat erhoben. Der Gewerbeverein bezeichnete den geplanten Kinoneubau am 10. März 1959 sogar als verantwortungslos. Es seien schließlich wichtigere Projekte, wie z.B. ein Schulhausneubau für Obersäckingen auf der Wunschliste. Daraufhin schoss der Stadtrat zurück und stellte Strafantrag gegen die in der FDP-Versammlung geäußerten Beleidigungen. Mit der Einstellung des Verfahrens am 19. Juni 1959 ging dieser erste kleine Skandal um das Gloria-Theater zu Ende. Noch im selben Jahr konnte das "Gloria" ganz im Baustil der 50er-Jahre fertig gestellt werden. Der Architekt für das Gesamtvorhaben war Dipl.-Ing. Albert Ruf aus Esslingen, die örtliche Bauleitung wurde durch Herrn Architekt Karl Thomann aus Säckingen durchgeführt.
Die Eröffnungsveranstaltung krönte am 26. November 1959 der Divana-Gloria-Farbfilm "Heimat deine Lieder". Auch die Prominenz wollte bei diesem Ereignis dabei sein. Unter den zahlreichen Ehrengästen befand sich auch Schlagerstar Vico Torriani, der auch in folgenden Jahren Auftritte im Gloria-Theater hatte. Die Kinofachzeitschrift "Das Filmtheater" berichtete damals in der aktuellen Ausgabe: "Vom Dach strahlen riesige Neonleucht-Buchstaben den Theaternamen Gloria weit in die unmittelbare Schweizer Nachbarschaft hinein." Die Kosten inkl. Einrichtung und Bestuhlung betrugen DM 690.000,--. Die Grundstückskosten waren darin nicht enthalten. Im Gebäude standen damals inkl. Notsitze 686 Sitzplätze zur Verfügung. Die Bühne hatte ein Ausmaß von 9 x 17,5 m. Ein entsprechender Orchestergraben wurde ebenfalls realisiert. Auf eine hochwertige Ausführung der Bestuhlung legte man großer Wert. Die Lebensdauer der Stühle wurde 1959 mit 20 Jahren angegeben.
Parallel zu den Kinoaufführungen fanden von Beginn an die Jahreskonzerte der Stadtmusik Säckingen sowie die Konzerte des Musikvereins Obersäckingen und verschiedene Theateraufführungen statt. Von 1964 bis 1966 wurden mit größtem Erfolg die Karl May-Filme in den Säckinger Kinos aufgeführt. Lagen die durchschnittlichen Besucherzahlen für alle Aufführungen eines Films zwischen 200 bis 900 Besuchern, so konnte man die Karl May-Filme mit bis zu 2.000 Besuchern für mehrere Aufführungen pro Film als wahre Straßenfeger bezeichnen.
Während sich das "Gloria" eigentlich auf der Erfolgsspur befand, spielte sich hinter den Kulissen jedoch ein Drama ab. Der Theaterinhaber Timmermann starb und hinterließ seiner Frau einen von ihm nie erwähnten Schuldenberg. 1965 bleibt nur die Zwangsversteigerung. Die Stadt Säckingen ersteigerte das Gebäude für DM 642.372,15 und verpachtete es an die Firma Karl Krott Theaterbetrieb. Diese führte den Betrieb bis 1973. Vom Februar 1973 bis August 1973 führte das Ehepaar Benz das "Gloria". Vom 31. August 1973 bis zum 05. Oktober 1974 war der Kinobetrieb eingestellt. Ab 01. September 1974 wurde das "Gloria" durch den Kinobetrieb Prinzbach gepachtet. Dieser wiederum führte den Betrieb bis 1985. Während im Kinobereich die Pächter wechselten und die Zuschauerzahlen längst nicht mehr mit denen der 60er-Jahre vergleichbar waren, begann, was das Theater angeht, im Gloria eine neue Ära, die bis heute großen Erfolg hat. Im April 1973 wurde der "Wildschütz" durch die städtischen Bühnen aus Freiburg aufgeführt. Mit dieser Aufführung wurde versucht, die noch junge Bäderstadt mit einem Kulturprogramm auf "hohem Niveau" auszustatten. Diese Veranstaltung diente gleichzeitig zur Gründung des "BZ-Theaterrings", der bis heute besteht und auf ein treues Abo-Publikum zählen kann.
Der durchschnittliche Preis für ein Kinoticket lag 1974 bei DM 4,20. Ebenfalls 1974 wurde das Schauspiel "Cindy und Bert" durch die Badischen Kammerschauspiele (heute: Deutsche Kammerschauspiele) aufgeführt. Neben dem üblichen Kinoprogramm wurden in den 70er-Jahren Veranstaltungen von der städtischen Bühne Freiburg, vom Musikverein Säckingen, vom Musikverein Obersäckingen, von den Badischen Kammerschauspielen, vom Sängerkreis, aber auch von Einzelkünstlern wie Hannes Wader durchgeführt. Veranstalter war hier meist das Kulturamt der Stadt. Im Jahre 1977 wurden dann erstmals diverse Umbaupläne für das "Gloria" diskutiert. Anlass zu diesen Überlegungen waren die immer stärker zurückgehenden Besucherzahlen bei den Kinoaufführungen, aber auch der Wunsch nach einer repräsentativen Mehrzweckhalle. Das vorhandene Großraumkino in zwei oder drei kleinere Kinos umzubauen wurde im Jahre 1982 geplant. Der damalige Betreiber erklärt sich bereit, einen Teil der Umbaukosten selbst zu tragen. Das Vorhaben scheiterte jedoch am mangelnden Investitionswillen der Stadt. Das inzwischen stark heruntergekommene äußere Erscheinungsbild des "Gloria" wurde 1983 mit einem neuen Farbanstrich aufgebessert. Leider wurde in diesem Zusammenhang der zwischenzeitlich stark verrostete Schriftzug "Gloria" vom Dach entfernt. Für lebhafte Diskussionen im Gemeinderat sorgte Anfang der 80-er Jahre (1982) die Werbung für Sexfilme in den öffentlichen Schaukästen. Filmtitel wie "Blutjunge Nymphomaninnen" oder "Mädchen auf Stellungssuche" kombiniert mit den passenden Szenenbildern sorgten bei einigen Gemeinderäten und beim Pfarramt "Heilig Kreuz" für Unmut und brachten dem "Gloria" eine weitere skandalöse Anekdote. Doch kein Protestschreiben brachte den erhofften Erfolg. Erst durch die Erfindung der Videothek verschwanden die Schmuddelfilme vom Vorführungsplan.
1985 übernahm Curt Prinzbach aus Haßlach den Pachtvertrages seines Bruders. Betrieben wurde das Haus jedoch hauptsächlich durch seinen Kinovorführer Siegfried Eckert und dessen Frau. "Ohne Herrn Eckert hätte ich das Kino in Säckingen nie übernommen. Weil er gesagt hat, er macht mit, wusste ich, dass die Sache machbar war," erzählt Curt Prinzbach heute. Herr Eckert wurde zur guten Seele des Hauses. 1987 sorgte "Tosca" wieder für ein ausverkauftes Haus. Die jährlich stattfindenden Konzerte der Stadtmusik erfreuten sich ebenfalls größter Beliebtheit. Mit dem Einbau einer modernen Dolby-Stereo-Sound-Anlage für DM 40.000.- hielt 1988 die neueste Technik Einzug im "Gloria".
Mängel hinsichtlich des vorbeugenden Brandschutzes waren der Grund zur vorübergehend eingeschränkten Nutzung des Balkons. Dieser Mangel wurde jedoch durch den Einbau einer Nottreppe an der Westseite, aber auch durch die Entfernung der brennbaren Wandbeläge behoben. Das "Gloria" war jetzt wieder voll nutzbar. 1998 konnte der Balkon mit fast neuen Sitzen ausgestattet werden. Ein neuer Farbanstrich im Innern ließ kurzfristig wieder neue Kino-Euphorie aufkommen. Dann sanken die Zuschauerzahlen weiter.
Im Juni 2001 besichtigte der Gemeinderat das Gloria. Ein Gesamtsanierungskonzept wurde erstellt, das eine Investition von 3 Millionen DM als nötig erachtete. Die leeren Kassen der Stadt machten diesen Schritt jedoch unmöglich. Es wird beschlossen, nichts mehr in das Haus zu investieren. Nun begannen die Bürger um ihr Gloria zu kämpfen. Eine Bürgerinitiative versuchte 2004 durch viel Engagement Geld für die Sanierung zu beschaffen. Zwar kamen dabei Finanzmittel zusammen, leider reichten diese bei weitem nicht für eine nachhaltige Rettung aus. 2005 wird das "Gloria" als typischer Vertreter der Architektur der 50-er Jahre als Denkmal in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen. Trotzdem mehrten sich im Gemeinderat die Stimmen, dass sich die Stadt mit dem Gloria trotz großer Schulden einen teuren Luxus gönne. Alle Versuche auch von Seiten des neuen Bürgermeisters Weissbrodt einen Investor zu beschaffen schienen ins Leere zu laufen.
Doch im Oktober 2006 ist er mit einer Idee, an die bisher keiner gedacht hatte, erfolgreich. Er stößt auf den Musical-Veranstalter Hochrhein Musicals GmbH & Co. KG aus Waldshut -Tiengen und deren beide Geschäftsführer Alexander Dieterle und Jochen Frank Schmidt. Sie wollen im Gloria-Theater hauptsächlich Musicals aufführen, das Haus langfristig zusammen mit Sponsoren sanieren und als kulturellen Treffpunkt am Hochrhein etablieren. Die Vorstellung des Konzepts im Gemeinderat im November 2006 durch die beiden Jungunternehmer fand begeisterte Zustimmung. Im Januar 2007 wurde der Pachtvertrag unterschreiben und mit der Sanierung begonnen.
So eröffnet sich nun die Möglichkeit einen Treffpunkt der Kulturinteressierten in Bad Säckingen zu erhalten. Die Zukunft des einzigen Theaters am Hochrhein scheint nun gesichert.